3 MINUTEN MIT ZBINDEN
Kapitel 23
Das Werkzeug
Die Arbeit
Xylon Werktagung 1982
Calancatal
Gemeinschaftsblatt
(siehe auch "3 Minuten..." Kap.7)
Holz
Holz, Xylon (ξύλον), Hyle (ὕλη), Astelle „gute, alte, sinnliche, taktil erfassbare Materie“
Vier Stimmen
1 Der Holzschneider Emil Zbinden (a):
Es esch haut so, dass im Houzstech z Grüüsch ond s Houz ganz öpis Besonders esch o das het ou beschtemmti Tippe vörepracht, wo da na metmache. E ha no ke Houzschniider troffe, wo chriegsbegeischteret esch.
2 Der Ausstellungsmacher Fritz Hobi (b):
Auf die Frage, warum er persönlich so fasziniert sei von den Holzschnitten, antwortet Fritz Hobi: „Ech glaube, will ich en Hölzige bi. Ech han emol Möbelschriiner glernt ond do esch Handwerk debi. Ond wenn ich hüt e sone Druckplatte, sone Holzschnitt aaluege, denn weiss ich, was es für e Chönne bruucht, sone Druckvorlag zmache.“
3 Der Historiker Fernand Braudel (c):
Das (vom altfranzösischen astelle, Stück Holz, abgeleitete) Wort atelier bezeichnete zunächst den Arbeitsplatz des Zimmermanns. Später wurde es unterschiedslos auf die Dorfschmiede, das armselige Loch, in dem der Weber den Webstuhl bediente, die Bude des Schusters und so fort ausgedehnt.
4 Der Philosoph Ernst Bloch (d):
Der antike Materialismus war (...) kein mechanischer(...); vielmehr muss man für diese Phase von einem „hylozoistischen Materialismus“ sprechen. „Hyle“ heisst griechisch ursprünglich „Holz“, und „Holz“ steht für „Stoff“. „Hyle“ ist das griechisch entsprechende Wort für „materia“, das von „Mutter“ kommt, „mater“. Und gerade als die Holz-Hyle ist sie zoistisch ein belebter, lebendiger Stoff. (...) hat der Begriff des Hylozoismus sich eingebürgert in der Geschichte der Philosophie. Des Sinns, in dem man unter ihm die gute, alte, sinnliche, taktil erfassbare Materie zu verstehen hat, die am Anfang als Wasser oder Luft oder Feuer erscheint und schliesslich als Vereinigung dieser drei Elemente mit dem vierten, der Erde.
a
Emil Zbinden, Holzschneider (1908-1991).
Videofilm von Peter Münger. Kamera: Jürg Hassler.
Mitarbeit: Rea Brändle und Karl Zbinden. Zürich
1990, Min. 32:30
b
Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 23.9.1989
zum Anlass der Frans Masereel-Ausstellung im
Gewerbemuseum Winterthur
Museumsleiter: Fritz Hobi
c
Fernand Braudel. Frankreich.
Band 3: Die Dinge und die Menschen.
Originalausgabe: Les Éditions Arthaud, Paris 1986
deutsch: Klett Verlag 1990
hier nach der Lizenzausgabe für die Büchergilde
Gutenberg, Seite 301f.
d
Ernst Bloch. Tendenz-Latenz-Utopie.
Ergänzungsband zur Gesamtausgabe.
Frankfurt am Main 1978, S.266
(Ein Rundfunkvortrag 1971)
Zwei Beiträge von Emil Zbinden
Der Druckstock von unten
Es konnte bisher nicht ausfindig gemacht werden, welcher Schreiner Emil Zbinden die Druckstöcke für seine Holzstiche anfertigte.
Bertolt Brecht schrieb das Gedicht Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration.
Die Figuren der Geschichte: Laotse, der Knabe, der Ochse, und der Zöllner. Der Zöllner hält die Gruppe an der Grene an, bietet Unterkunft, damit der Philosoph dem Knaben seine Lehre diktieren kann.
So bleibt sie der Nachwelt erhalten.
Brecht schliesst mit der 13. Strophe:
Aber rühmen wir nicht nur den Weisen
Dessen Name auf dem Buche prangt!
Denn man muss dem Weisen seine Weisheit erst entreissen.
Darum sei der Zöllner auch bedankt:
Er hat sie ihm abverlangt.
Brechts elegante Reime wollen uns bei der Übertragung auf Zbindens Holzstich nicht gelingen, aber seine Aussage ist zu übernehmen: Darum sei der Schreiner auch bedankt.
pst
Tscharnergut, 1965 Holzstich, 24,5 x 50,2 cm
(siehe auch "3 Minuten..." Kap.10)
Der Holzstich
Der Druckstock